EDITORIAL
Einsatzprofil und Einsatzdispositiv im Wandel
2023 setzte sich fort, was wir auch in den Geschäftsjahren davor bei der Alpinen Rettung Schweiz (ARS) beobachtet haben: Die Anzahl der Einsätze steigt, ihre Dauer sinkt. Mit 1475 Rettungseinsätzen wurde das bisher einsatzstärkste Jahr 2022 um 183 Einsätze oder fast 15 Prozent übertroffen. 1695 Personen haben unsere Hilfe im abgelaufenen Jahr in Anspruch genommen. Auf den ersten Blick kommt die Frage auf, ob vielleicht der Aufenthalt in den Bergen gefährlicher geworden ist. Es ist der Schweizer Alpenclub (SAC), der Jahr für Jahr die Daten der Schweizer Luftrettungs und Bergrettungsorganisationen statistisch erfasst, zu interpretieren versucht und in der «Bergnotfallstatistik» veröffentlicht. Die Aufgabe der ARS ist es hingegen, so rasch wie möglich Hilfe zu leisten, wenn jemand in eine Notlage gerät, und die stetig steigenden Anforderungen zu bewältigen. Das schaffen wir, indem wir unsere Einsatzdispositive laufend optimieren und digitalisieren und damit effizienter machen. Verbesserte Aufgebotsinfrastrukturen und verschiedene neue Technologien machen es möglich, dass wir die Patientinnen und Patienten rascher finden, retten und medizinisch betreuen können. Dadurch verkürzen sich die Einsatzzeiten, und wir können den Zweck unserer Stiftung – die medizinische Erstversorgung der Bevölkerung – zugunsten der Patientinnen und Patienten immer effizienter ausgestalten. Kurz gesagt: Die Rettungskräfte der ARS sind immer öfter und immer kürzer im Einsatz – und das auch immer häufiger für die medizinische Grundversorgung der Bevölkerung in abgelegenen Berg und ländlichen Gebieten.
Zu den Innovationen, die wir mit grossen finanziellen und personellen Mitteln vorangetrieben haben, gehört die «Alpine Rescue Mission Control»App (ARMC). Sie erlaubt es unter anderem, mit einem integralen und einheitlichen Lagebild das Einsatzgeschehen sichtbar zu machen: sowohl auf den grossen Bildschirmen in der Einsatzzentrale als auch auf den kleinen Displays der Mobiltelefone der Einsatzkräfte. Das bringt im ganzen Rettungs prozess bis hin zur medizinischen Versorgung von Patientinnen und Patienten entscheidende Vorteile.
Die beträchtlichen Investitionen in die ITProjekte und die kürzeren Rettungseinsätze haben betriebswirtschaftliche Auswirkungen. So reduziert sich mit zunehmender Effizienz der Einsatzaufwand bei gleichbleibenden oder sogar zunehmenden Vorhalteleistungen. Die Geschäftsleitung, unterstützt vom Stiftungsrat als dem obersten Aufsichtsgremium, sorgt dafür, dass diese Entwicklungen die stabile wirtschaftliche Basis der ARS nicht in Mitleidenschaft ziehen.
Im vergangenen Jahr ist Daniel Marbacher als Vertreter des SAC aus dem Stiftungsrat der ARS zurückgetreten. Zu seinem Nachfolger wurde Walter Maffioletti gewählt. Mit dem in Zürich lebenden Tessiner Rechtsanwalt ist nun auch die italienische Schweiz im Stiftungsrat vertreten. Wir danken Daniel Marbacher für sein grosses Engagement und heissen Walter Maffioletti im Stiftungsrat herzlich willkommen.
Das wachsende Einsatzvolumen und neue Einsatzformen sind für Laienrettungskräfte eine grosse Herausforderung. Dass sich trotzdem keine grösseren Zwischenfälle oder sogar Unfälle von Retterinnen und Rettern zugetragen haben, belegt, dass wir mit unseren Investitionen in die Ausbildung und in die Qualitätssicherung richtigliegen. Die Einsatzleiterinnen und leiter haben stets professionell gehandelt und die richtigen Entscheidungen getroffen. Dafür gebührt ihnen ebenso wie allen Retterinnen und Rettern sowie unseren Partnerorganisationen grosser Dank.
Franz Stämpfli
Präsident des Stiftungsrats